Marschland und Salzwiesen – die Strandwiesen im Wattenmeer
Vom Wattenmeer zum Marschland. Das Marschland auf Römö wurde vom Wattenmeer gebildet. Mit jedem Hochwasser lagerte sich Sand, Schlick und Lehm auf den Wattflächen ab und formte so nach und nach eine eindrucksvolle Natur.
Neuland – die Entstehung von Strandwiesen: das Marschland
Der Wattboden wächst nach und nach so hoch, dass er beim täglichen Hochwasser nur noch kurz überspült wird. Die ersten salztoleranten Pflanzen wie Queller und Englisches Schlickgras hielten ihren Einzug. Das steife Schlickgras bindet mit seinen verzweigten Wurzeln die feinen Sedimente an sich und fördert dadurch die Entstehung von Neuland.
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Hat sich nach einer Reihe von Jahren eine feste Pflanzendecke gebildet, ist die Wattfläche zu Marschland geworden. Ab jetzt wächst die Marschfläche nur bei hohem Hochwasser, einer Springflut oder Sturmflut.
Die Salzwiesen – verschiedene Pflanzengemeinden
Zum Meer hin ist die Salzwiese vom Andelgras dominiert. Mit dem abnehmenden Salzeinfluss wird es von einer Bodden-Binsengemeinde und danach von einer Rotschwingelgemeide abgelöst. Auf den höchstgelegenen und kaum von Salz beeinflussten Gebieten findet man die Süßweiden.
Der Salzgehalt der Marsch hängt mit der Häufigkeit der Überflutungen vom Wattenmeer zusammen und hat dadurch auch Einfluss auf der Zusammensetzung und der Ausbreitung der Pflanzengemeinden.
1) Die Andelgrasgemeinde
In dieser Zone dominiert das Andelgras, welches mit seinen langen Wurzelausläufern Büschel bildet. Diese können sich mit der Zeit zu großen Teppichen aus Gras verwandeln und effektiv die weitere Salzwiesenbindung unterstützen, wenn das Gebiet überspült wird.
In der Andelgrasgemeinde wachsen auch Strandaster, Strandwegerich und Stranddreizack. Ab und zu findet man auch Bestände von Strandflieder, dessen tiefblaue bis lilafarbene Blütentracht im Sommer schon von Weitem den Blick auf sich zieht.
Andelgras
Das Andelgras (auf dänisch: Annelgræs) ist der Schöpfer der Marsch. Mit seiner Hügelbildung bindet es den Schlamm in der äußeren Zone und überwächst schnell den Queller. Mit seinen langen Wurzelausläufern bildet es einen großen Teppich aus Gras, der bei grasenden Tieren begehrt ist. Foto: Kristian Peters
Queller
Die lange Pfahlwurzel mit unzähligen Seitenwurzeln gibt einen guten Halt im weichen Wattboden. Der einjährige, sukkulente Queller (auf dänisch: Kveller) verdünnt den Salzgehalt in den Zellen, indem er die Zellen wachsen lässt. Im Herbst platzen die Zellen durch den großen Druck und der Queller stirbt ab. Zuvor haben sich aber schon die Samen mit den Gezeiten verteilt. Foto: Buschmann
Englisches Schlickgras
Das englische Schlickgras (auf dänisch: spartina) verbreitet sich durch Wurzelstücke und Samen. Zudem bildet es in kurzer Zeit große Hügel und Inseln, auf denen sich Sand und Schlick ablagern. Die Pflanze wurde um 1930 in Dänemark eingeführt um die Landgewinnung zu beschleunigen. Heute wird die schnelle Ausbreitung des Schlickgrases als eine Bedrohung für die ursprünglichen Wattpflanzen, sowie den Queller gesehen. Das Schlickgras wandelt Watt in Marschland um. Foto: Jürgen Howaldt
Flügelsamige Schuppenmiere
Die flügelsamige Schuppenmiere (auf dänisch: vingefrøet hindeknæ) erträgt einen hohen Salzgehalt im Boden und wird oft auf Salzwiesen, sowie entlang von Küsten gesehen. Auf Römö findet man die Schuppenmiere in der Bodden-Binsengemeinde. Hier trifft man oft auf eine einheitliche und ebene Pflanzendecke, die artenreicher als die Andelgrasgemeinschaft ist. Bodden-Binse und Rotschwingel dominieren hier komplett. Foto: Kristian Peters
2) Die Bodden-Binsengemeinde
Hier trifft man oft auf eine einheitliche und ebene Pflanzendecke, die artenreicher als die Andelgrasgemeinschaft ist. Bodden-Binse und Rotschwingel dominieren hier komplett.
Bodden-Binse
Die Bodden-Binse (auf dänisch: Harril) kann ihren Salzgehalt nicht kontrollieren, deswegen wächst sie in der mittleren Zone, wo der Salzgehalt des Erdbodens geringer ist. Die Pflanze vermehrt sich durch Wurzelausläufer und verträgt das Abgrasen sehr gut. Foto: Kristian Peters
Zusammengedrückte Quellbinse
Die zusammengedrückte Quellbinse (auf dänisch: fladstrået kogleaks) blüht von Juni bis Juli und gehört zu den Halbgräsern. Foto: Kristian Peters
Strandwermut (Strand-Beifuß)
Der mehrjährige Strandwermut (auf dänisch: Strandmalurt), der auch Strand-Beifuß genannt wird, wächst in dichten Beständen. Die Tiere fressen ihn zwar nicht, dennoch können die Pflanzen Rindertritte schwer ertragen. Strandwehrmut ist auf Römö weit verbreitet und ist in Kräuterschnäpsen sehr begehrt. Man kann ihn an seiner silbergrauen Farbe schon von Weitem erkennen. Foto Sten Porse
Gewöhnlicher Strandflieder (Halligflieder)
Der Strandflieder (auf dänisch: tætblomstret hindebæger), der auch Halligflieder genannt wird, nimmt das salzhaltige Wasser durch seine Wurzeln auf und sondert das Salz durch Drüsen in den Blättern wieder ab. Der „Halligflieder“ ist auf Römö häufig auf den Salzwiesen und an den Kanten von Grabensystemen im Vorland zu sehen. Hier dominiert er mit seinen prächtigen Blütenständen. Foto: Der Lange
3) Die Rotschwingelgemeinde
Dieser Teil der Salzwiese wird nur selten überflutet und ist dadurch eine artenreiche Zone. Die Hügel der gelben Wiesenameise tragen zur Artenvielfalt bei.
Rotschwingel
Rotschwingel (auf dänisch: rød svingel) – das rötliche Gras vermehrt sich durch Wurzelausläufer und kann mit der Beweidung gut leben. Hört die Beweidung auf, wird der Rotschwingel oft dominierend. Foto: James Lindsey
Milchkraut
Das blaugrüne Milchkraut (auf dänisch: sandkryb) mit seinen lila-roten Blüten vermehrt sich durch unterirdische Wurzelausläufer. Auf Rømø ist das Milchkraut auf dem hoch gelegenen Teil des Strandes zu finden. Foto: Kristian Peters
Erdbeerklee
Erdbeerklee (auf dänisch: rødkløver) ist gewöhnlich auf Salzwiesen mit geringem Salzgehalt zu finden. Im Landesinneren sieht man diese Pflanze oft entlang von Straßen wachsen, die im Winter mit Salz gestreut werden. Wenn er abgeblüht ist, sehen die Fruchtstände aus wie Erdbeeren. Auf Römö findest du ihn auf Salzwiesen z.B. in Havneby. Foto: Christian Fischer
Strandnelke (Strand-Grasnelke)
Die kleine rosafarbene Strandnelke (auf dänisch: engelskgræs), auch Strand-Grasnelke genannt, blüht in den Monaten von Mai bis August. Sie wächst auf Salzwiesen, aber auch an Straßenrändern, wo das Salz vom Winterstreudienst einen ähnlichen Lebensraum bietet. Im dänischen heißt die Pflanze „Englisches Gras“ obwohl sie gar nichts mit England zu tun hat. Foto: Hans Hillewaert
Strand-Tausendgüldenkraut
Strand-Tausendgüldenkraut (auf dänisch: strandtusindgylden) blüht auf Salzwiesen und in Dünentälern. Der dänische Name kommt aus dem Mittelalter und deutet darauf hin, dass die Pflanze, aufgrund ihrer vielen medizinischen Anwendungsmöglichkeiten, „1000 Gulden wert“ sei. Foto: Hermann Schnachner
Die gelbe Wiesenameise
Die gelbe Wiesenameise baut kleine kuppelartige Hügel auf beweideten Salzwiesen. In jedem Hügel leben bis zu 100.000 Wiesenameisen mit Königinnen, Männchen und Arbeiterameisen. Da der Hügel leicht von der Sonne erwärmt wird, bietet er gute Wachstumsbedingungen für Pflanzen. Wenn das Gras aber zu hoch wächst, wirft es Schatten. Dadurch kühlt der Hügel aus, die Larven können sich nicht mehr verpuppen und die Kolonie stirbt aus. Wenn die Hügel beweidet werden, kann ein Hügel unter idealen Verhältnissen durchaus 100 Jahre bewohnt werden. Foto: Joachim K. Löckener
Beweidung hält die Salzwiese am Leben
Die Beweidung durch Nutztiere und die Heuernte fördern die biologische Vielfalt der Salzwiese: Schnell wachsende Pflanzen werden kurz gehalten und in den Trittlöchern der Nutztiere entstehen kleine Senken im Boden, die spezialisierten Arten einen Lebensraum bieten.
Eine abwechslungsreiche Oberfläche mit einem artenreichen Pflanzenleben macht die Salzwiese zu einem Insekten- und Kleintierreichen Lebensraum. Wenn das Gras der Salzwiese kurzgehalten wird, bauen Vögel wie der Rotschenkel, die Seeschwalbe und der Austernfischer hier gerne ihre Nester und legen ihre Eier.
Wird die Salzwiese aber nicht genutzt, endet sie als Fläche, auf der nur die gewöhnliche Strandsimse und Schilfpflanzen vorherrschen. Dadurch gehen wichtige Rast- und Nahrungsquellen für viele Vogelarten verloren.
Gänse
Nonnengänse (dänisch: bramgås) und Graugänse (dänisch: grågås) sind häufige Gäste im Marschland. Die Ringelgans hingegen wird häufig auf dem Vorland und den Wattflächen gesehen.
Nonnengänse sind mit ihrem schwarz-weißen Federkleid leicht zu erkennen. Die Nonnengänse im Wattenmeer / Marschland kommen aus Nordsibirien, wo sie im Sommer brüten. Den Herbst und Winter verbringen sie im Wattenmeer. Der Bestand an Nonnengänsen ist stark angestiegen, einige brüten sogar in Dänemark. Die Gans lebt von Gras, Getreide und Kräutern und hilft dadurch auch, das Gras in der Marsch kurz zu halten. Foto: Andrey
Austernfischer
Der Austernfischer (auf dänisch: Strandskade) legt seine Eier gern in eine Kuhle auf dem Boden der Salzwiese oder in eine Vertiefung im Sand. Der Vogel sucht seine Nahrung auf den Wattflächen, Feldern und Weiden. Dazu bohrt er seinen Schnabel tief ins Watt hinein und findet Krebse und Insekten. Die flachen Seiten des Schnabels eignen sich gut zum öffnen von Muscheln. Die meisten Vögel verlassen Dänemark im Spätsommer und kehren gegen Februar/März wieder zurück, andere überwintern hier. Im Frühling und Herbst sieht man Züge von Austernfischern aus ganz Nordwesteuropa. Foto: Bjørn Christian Tørrisen
Salzwiesen im Wattenmeer
Salzwiesen sind die seewärts liegenden schmalen Landstreifen von feuchten Wiesen, die oft von Schafen und Rindern beweidet werden. An einigen Stellen sind die Salzwiesen fast sumpfähnlich und von Schilf durchwachsen. Die grüne Küste hat es nicht leicht: Überschwemmungen bei Hochwasser, Trockenlegung bei Niedrigwasser, Abtragungen durch Wellenschlag und salzhaltiges Wasser. Hier wachsen nur Pflanzen, die all das aushalten können.
In Dänemark nennt man die Salzwiesen im Wattenmeer auch „Salzmarsch“. Wird diese eingedeicht, wird das salzige Wasser ferngehalten. Vor den Deichen bildet das Wattenmeer immer mehr neues Marschland, das Vorland genannt wird und oft von Buhnen- und Lahnungssystemen geprägt ist. Diese Maßnahmen sollen die Landgewinnung von neuem Vorland beschleunigen.
Mit dem Salz leben – die Pfahlwurzel
Das salzige Wasser hindert viele Pflanzen daran im Marschland zu leben. Nur wenige können es – haben aber umso mehr Platz.
Die Pfahlwurzel des Quellers mit ihren vielen Seitenwurzeln gibt guten Halt im Wattboden. Die Pflanze überlebt die Aufnahme von Salzwasser dadurch, dass sie die saftgefüllten Zellen aufquellen lässt. Dadurch wird der Salzgehalt verdünnt. Im Herbst platzen die Zellen des jetzt rot gewordenen Quellers. Die Samen haben sich jedoch zuvor schon mit den Gezeiten verbreitet und so die Generation des nächsten Jahres gesichert.
Naturcenter Tønnisgård
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit dem Naturcenter Tønnisgaard entstanden. Hier werden Führungen für groß und klein arrangiert.
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